Dr. Seltsam oder Wie ich lernte, die Dummheit zu lieben

von und mit Jörg Herwegh

Das Publikum ging bestens gelaunt bei der Premiere am 22. Oktober mit. Nach längerer Kabarett-Pause begibt er sich mit seinem Programm auf eine realistische wie skurrile Reise durch den Alltag. Einem Programm, das kein Programm ist.

Dabei ist sich Herwegh gar nicht sicher, ob „Dr. Seltsam“ überhaupt als Kabarett bezeichnet werden kann. Zwar gibt es kräftige politischen Seitenhiebe gegen seine persönlichen Lieblinge von der AFD, aber nicht nur. Die anderen Parteien kriegen schon auch ihr Fett ab.

Aber er schildet auch mit feinsinnigem Spott viele private Begegnungen und Erlebnisse. Genüsslich und selbstironisch nimmt Herwegh sich und die Vorstellungen anderer über das Leben eines freien Theaterschaffenden auf’s Korn.

Jörg Herwegh: „Und dann kann aktuelles Geschehen mich zur spontanen Stand Up-Comedy verleiten. So geschehen bei der Premiere, als zeitgleich nur 100 Meter weiter ein Vortragsabend des neu gegründeten „Bündnis gegen Verschwörungsideologien“ stattfand.“

Herwegh will seine Zuschauer nicht belehren oder tiefere Erklärungen zu komplizierten Abläufen liefern, sondern gut unterhalten.

Der Unterhaltungs-Solant: „Da überschätzen sich manche Kabarettisten doch gewaltig, wenn sie sich als große Checker aufspielen. Damit sind sie keinen Deut besser als die vielen Social-Media-Kommentatoren, deren kluge Meinungen vor Dummheit nur so strotzen.“

Herwegh ist überzeugt, dass es heute nicht mehr dumme Menschen gibt als etwa vor 20 Jahren. Aber seit Corona kämen sie aus allen Löchern heraus und geben über die lustigsten Kanäle ihre Weisheiten zum Besten.

Warum Jörg Herweghs Lieblingsfilm, Stanley Kubrick’s „Dr. Seltsam oder wie ich lernte die Bombe zu lieben“ aus dem Jahre 1964, Vorbild für seinen Solo-Titel wurde, verrät er am Ende des Programms, das kein Programm ist. Dafür schadet es nicht, sich noch einmal Peter Sellers geniale Darstellung des ehemaligen Nazi-Wissenschaftlers anzusehen, der in den 60-er Jahren für die amerikanische Regierung arbeitet und ein Zuchtprogramm für Menschen als Überlebensgarantie für den beginnenden Atomkrieg vorstellt.